Der Schuldenkönig ist einfach nicht erreichbar. Auch das ist wieder so ein typischer, fieser Schuldenkönig-Trick: er entzieht sich mit allen Mitteln dem Kontakt mit dem Gläubiger:
„Sie dürfen niemals telefonisch direkt erreichbar sein. Missverständnisse lassen sich im Gespräch zu schnell aufklären, Unklarheiten hinterfragen. Wenn Sie eine Sekretärin haben, sind Sie nie zu erreichen. Sollten Sie keine Sekretärin haben, aber auf ein Telefon angewiesen sein, schalten Sie den Anrufbeantworter ein, oder noch besser, legen Sie Ihr Fax auf den Telefonanschluss und besorgen Sie sich anonym ein Handy mit neuer Nummer oder eine Voicemail. Ist kein Telefon mehr nötig, vergessen Sie die Telefonrechnung zu zahlen. Es wird dann automatisch abgeschaltet.“
Der Schuldenkönig kennt die Gefahr, wenn er erreichbar ist: Ein gut geführten Inkasso-Telefonats kann schneller als gedacht zu einer Klärung und sogar zu einer Zahlungsvereinbarung führen.
Sie müssen also einen anderen Weg finden, um mit ihm in Kontakt zu treten. Ein einfaches Mahnschreiben reicht allerdings nicht. Das wird bei ihm im besten Falle ein müdes Lächeln hervorrufen und ihn lediglich dazu animieren, seine Taktik etwas zu ändern.
„Korrespondieren Sie grundsätzlich nur über ein Postfach oder über ein Maildrop / Büroservice (siehe oben). Ihr Gläubiger muss nicht unbedingt wissen, wo Sie sich derzeit aufhalten.“
(Eine Anmerkung, auch wenn das Ihnen in dieser Situation nichts mehr nutzt: Deshalb ist es so wichtig, im Vorfeld einen Blick auf die Daten neuer Kunden zu werfen. Lassen Sie sich stets vor einer Lieferung neben der Postfachadresse die vollständige Firmen- oder Privatadresse mitteilen. Liefern Sie grundsätzlich nicht, wenn Ihnen nur eine Postfachadresse bekannt ist.)
Aber es ist nicht so einfach, sich hinter einem Postfach oder Büroservice zu verstecken, wie der Schuldenkönig hofft. Besteht das Postfach in Deutschland, dann haben Sie die Möglichkeit, die Anschrift des Postfachinhabers durch die Deutsche Post AG in Erfahrung zu bringen. Hat er sich eines Maildropservice im In- oder Ausland bedient, dann hilft ein schneller Check über das Internet. Die meisten Maildrop-Adressen sind recht schnell zu identifizieren.
„Sollte Sie ein Gläubiger trotzdem einmal telefonisch oder persönlich antreffen, verweigern Sie freundlich jede Stellungnahme mit einem Hinweis auf Ihren Anwalt: „Ich würde das Ganze gerne schnell aufklären, aber mein Anwalt hat mich dringend vor mündlichen Absprachen gewarnt, da diese vor Gericht oft nicht mehr nachweisbar sind. Wir würden den Fall durch unser Gespräch und einem so immer möglichen späteren Disput, wer was wann angeblich gesagt hat, und was nicht, nur noch mehr verkomplizieren. Und das ist doch nicht in unserem Interesse. Ich muss das Gespräch daher hier bereits abbrechen. Danke für Ihren Anruf“. Ob Sie einen Anwalt haben oder nicht, ist zweitrangig, da Ihnen ein guter Anwalt ähnliches raten würde.“
Etwas Besseres, als dass der Schuldenkönig einen Rechtsanwalt einschaltet, kann Ihnen im Prinzip zwar gar nicht passieren. Aber das wird nicht geschehen – er hat ja gar nicht die Absicht, schnell eine Regelung herbeizuführen, deshalb ist der Hinweis auf den Anwalt nur eine weitere seiner zahlreichen Verzögerungsvarianten.
Aber man wächst auch als Gläubiger mit seinen Aufgaben. Erfolgreiches Inkasso ist – gerade bei Schuldenkönigen – eben immer und vor allem auch eine Frage von Geduld und Ausdauer.
Nur spannend bleibt die Frage, wie ist die generelle Strategie. Man kann ja die Gläubiger nur begrenzt „hinhalten“. Für einen kurzen Zeitraum kann man sicher auf diese Art mal Luft holen, aber irgendwann kommen die Vollstreckungsbescheide und die negativen Schufaeinträge.